Zitherschule 1

Vorwort

„Die Zither - ein Volksinstrument unserer Heimat.*
Unter diesem Motto habe ich mich entschlossen, meine musikalischen und pädagogischen Erfahrungen in Form dieser Schule festzulegen. Eis liegt mir daran, strebsame Interessenten zu Musikern auf dem von ihnen erwählten Instrument heranzubilden und damit sind zugleich Weg und Ziel klar und eindeutig vorgezeichnet.
Ich verzichte auf die Einarbeitung antiquierter Opemarien und schöpfe — wenn dies pädagogisch von Vorteil ist — aus dem reichen Born unserer herrlichen Volksmusik. Damit glaube ich, dem Werk von Anbeginn alles Schulmeisterliche genommen und dafür alles an Frische und volksnaher Lebendigkeit gegeben zu haben.
Kein Schüler soll diese Schule als .notwendiges Übel" empfinden, nur dazu geschaffen, das Studium zu erschweren oder zu verlängern. Sie soll ihm Freund und Helfer in allen Situa­tionen des schönen Zitherspieles sein und bleiben, stets bereit, um darin und damit Können und Wissen zu bereichern und zu vertiefen.
Die textliche Ausgestaltung habe ich im Interesse einer flüssigen Darstellung auf das knappste Ausmaß beschränkt Die musiktheoretischen Erläuterungen gehen Hand in Hand mit der praktischen Ausbildung, denn nur so bilden sie das, was sie sein sollen: geistiges Rückgrat alles Musizierens.
Unter Hinblick auf die konzertante Betätigung bemühte ich mich, alle Möglichkeiten im gegebenen Rahmen des Instrumentes voll auszuschöpfen.
Nun wende ich mich an die Lehrkräfte, die Interpreten und Mittler meiner Gedanken und empfehle ihnen eine gewissenhafte und exakte Durchführung aller gestellten Aufgaben. Für sie gelte der Grundsatz:
«An den Schülern erkennt man den Lehrer."
Der Lehrkräfte Mühe und der Schule Inhalt sind aber vergeblich, wenn der Schüler nicht eines dazu gibt:
den eigenen Fleiß.

Wien, im Juli 1946.
Heinrich Pröll
Lehrer am Konservatorium der Stadt Wien